Blutdruckmessen bei Hunden und Katzen

Beim Hausarzt ist das Messen des Blutdrucks Routine. Sicherlich kennt annähernd jeder und jede von Ihnen das Prozedere: Man bekommt eine Manschette um den Arm, diese wird aufgepumpt. Danach wird die Luft abgelassen und der Untersucher verkündet das Ergebnis: „120 zu 60“.

                                                                  

Doch wann wird bei unseren Vierbeinern der Blutdruck gemessen und wie läuft das beim Tier ab?

 

Die Rolle der Blutdruckmessung beim Haustier

 

Insbesondere bei Katzen aber auch bei Hunden spielt die Blutdruckmessung eine große Rolle.

Sie stellt ein schmerzfreies und stressarmes Verfahren zur sofortigen Ermittlung von Hypertension (Bluthochdruck) und Hypotension (zu niedriger Blutdruck) dar.

Eine Früherkennung diverser Grunderkrankungen, die mit zu hohem oder zu niedrigem Blutdruck einhergehen, ist von entscheidender Bedeutung für die Prognose bei Ihrem Tier.

Die Untersuchung findet in unserer Praxis sowohl bei Routineuntersuchungen als auch als gezielt diagnostische weiterführende Untersuchung Anwendung. Leidet Ihr Tier an Symptomen, die eine Veränderung des Blutdrucks vermuten lassen, empfehlen wir Ihnen, eine Blutdruckmessung durchführen zu lassen. Auch Kontrollen unter einer Therapie mit Medikamenten, die sich auf den Blutdruck auswirken können, sollten regelmäßig erfolgen. Des Weiteren wird der Blutdruck gemessen, wenn bei Ihrem Tier eine Erkrankung, die häufig mit einer Veränderung des Blutdrucks einhergeht, festgestellt wurde.

 

Was ist der Blutdruck und welche Werte sind bei Hund und Katze normal?

 

Der systolische Blutdruck beschreibt den Druck, der in den Gefäßen herrscht, wenn sich der Herzmuskel zusammenzieht und Blut in den Kreislauf pumpt.

Der diastolische Blutdruck wird gemessen, wenn der Herzmuskel sich entspannt und Blut vom Kreislauf zurück ins Herz fließt.

So ergibst sich ein hoher systolischer Wert und ein niedriger diastolischer Wert. Der Mittelwert stellt den mittleren Blutdruck des Patienten dar.

Hunde und Katzen haben - mit einem normalen systolischen Blutdruck von 110-140mmHg und einem normalen diastolischen Blutdruck von 60-80mmHg - einen ähnlichen Blutdruck wie der Mensch.

 

Woran erkennen Sie als Besitzer, dass eine Blutdruckmessung angezeigt ist?

 

In diesen Fällen sollten Sie uns bezüglich einer Blutdruckmessung bei Ihrem Tier kontaktieren:

  • Wenn ihr Tier an Übergewicht leidet
  • Wenn ihr Tier ein gewisses Alter erreicht (Katzen ab 10 Jahren, kleine Hunde ab 8 Jahren, große Hunde ab 6 Jahren
  • Wenn Ihr Tier an einer Herz-, einer Nieren-, einer Augen- oder hormonellen Erkrankung leidet
  • Wenn Sie bei Ihrem Tier auffällige Symptome festgestellt haben, z.B.: Hecheln, Atemnot, schneller, pochender Herzschlag, Schwäche, Gewichtsverlust, verminderter Appetit, Erbrechen, vermehrter Appetit, Vermehrtes Trinkverhalten, Verhaltensauffälligkeiten, neurologische Ausfallserscheinungen, plötzliche Erblindung, etc.

(Hier nur einige Beispiele für typische Symptome bei Blutdruckveränderungen, bei jeglicher Art von Symptomen, die Sie beunruhigen oder länger anhalten sollten Sie uns kontaktieren. Ihr Tierarzt/ Ihre Tierärztin wird nach einer Anamnese und klinischen Untersuchung eine Blutdruckmessung anordnen, wenn dies indiziert ist.)

 

Wie wird die Blutdruckmessung bei Ihrem Tier durchgeführt?

 

Wir sind stets bemüht, den Tierarztbesuch für Ihr Tier so entspannt und positiv wie möglich zu gestalten. Gerade bei der Blutdruckmessung kommt uns das zugute. Je stressfreier die Untersuchung abläuft, desto aussagekräftiger sind die Blutdruckwerte. Bei Katzen ist es besonders wichtig, bereits das Verbringen in die Transportbox möglichst ruhig zu gestalten. Es empfiehlt sich, dem Tier die Box sehr häufig zur Verfügung zu stellen und mit etwas Positivem wie z.B. Fressen zu verbinden. Seien Sie selbst entspannt, denn Aufregung überträgt sich auf ihr Tier. Achten Sie im Auto darauf, nicht zu laute Musik zu hören und Ihre Fahrweise an Ihren tierischen Passagier anzupassen. Suchen Sie sich ein ruhiges Plätzchen im Wartebereich. Im Behandlungsraum lassen wir Ihrem Tier genug Zeit, sich umzuschauen und an die neue Umgebung zu gewöhnen. Sollen noch weitere Untersuchungen erfolgen, ziehen wir die Blutdruckmessung diesen vor. Bei Hunden und Katzen erfolgt das Anlegen einer in verschiedenen Größen vorhandenen Manchette um das Vorderbein oder den Schwanz. Es erfolgt ein Aufpumpen und ein Ablassen von Luft. Die Messung erfolgt mehrmals um nach der Bestimmung des jeweiligen Mittelwertes möglichst genaue Ergebnisse des systolischen, diastolischen und mittleren Blutdrucks zu erhalten. Dabei wird auf jegliche Form von Zwangsmaßnahmen verzichtet. Sollte die Untersuchung aufgrund von Wehrhaftigkeit oder Angst nicht ohne derartige Maßnahmen (insbesondere die, die über das vorsichtige Festhalten des Tieres ohne dessen Fixierung hinausgehen) möglich sein, kann diese nicht durchgeführt werden.

 

Was passiert, wenn eine Veränderung des Blutdruckes nicht rechtzeitig erkannt wird?

 

Ein hoher Blutdruck führt zur Belastung der Organe. Beispielsweise sind das Herz und die Nieren davon stark betroffen. Bei Überlastung kann eine chronische Veränderung der Organe oder ein akutes Organversagen drohen. Kleine Gefäße können durch den Druck geschädigt werden und es kann zu Blutungen kommen. Am Auge ergeben sich daraus zum Teil nicht mehr reversible Folgen. Es kann zur plötzlichen Erblindung durch eine Netzhautablösung kommen. Auch das zentrale Nervensystem wird beeinträchtigt, was zu Verhaltensauffälligkeiten, einer Bewusstseinstrübung und zu neurologischen Ausfallserscheinungen bis hin zu Anfallsgeschehen führen kann. Doch nicht nur der Bluthochdruck bedingt die Schädigung von Organen. Auch können geschädigte Organe zu Bluthochdruck führen. Ein klassisches Beispiel stellt die chronische Niereninsuffizienz bei der älteren Katze dar. Die Nierenfunktion nimmt bei dieser häufigen Erkrankung ab, da das Nierengewebe mit zunehmendem Alter mehr und mehr Veränderungen aufweist. Dabei entsteht in vielen Fällen zudem ein Bluthochdruck. Dieser wiederum wirkt enorm belastend auf die ohnehin geschädigten Nieren. Das Voranschreiten der Erkrankung wird dadurch vielfach beschleunigt. Durch eine regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks bei älteren Katzen sowie der Organwerte, kann die chronische Niereninsuffizienz früh erkannt werden. Bereits durch leicht verabreichbare, blutdrucksenkende Medikamente und einer Nierenschonkost kann das Fortschreiten der Erkrankung stark verlangsamt und die Lebenserwartung der Katze deutlich erhöht werden. Im späten Stadium erfolgt zusätzlich eine Infusionstherapie und die Gabe weiterer Medikamente. Allerdings kann der bereits untergegangene Teil des Nierengewebes nicht mehr geheilt werden. Die Therapie ist damit nur bedingt möglich und die langfristige Prognose in fortgeschrittenen Fällen zunehmend schlecht.

Weitere Beispiele im Zusammenhang mit Bluthochdruck sind Diabetes, Hyperthyreose, Glaucom, hypertrophe Cardiomyopathie, Cushing und viele Weitere.

Ein zu niedriger Blutdruck kann auf eine lebensbedrohliche Situation hinweisen. Nach einem Unfall mit Blutverlust (möglicherweise innerlich und damit nicht sichtbar), während einer Narkose oder in einem Schockzustand (z.B. anaphylaktischer Schock nach allergischer Reaktion beispielsweise auf einen Stich) ist die Blutdruckmessung ein sinnvolles Instrument, das uns erlaubt, die entsprechende Situation richtig einzuschätzen und lebensrettende Maßnahmen sofort zu ergreifen.

Doch auch weniger akut lebensbedrohliche Umstände können zu einem niedrigen Blutdruck Ihres Vierbeiners führen. Beispielsweise bei Dehydratation (Austrocknung, v.a. bei älteren Patienten, die wenig trinken mit oder ohne Vorerkrankungen sowie nach häufigem Erbrechen und/oder Durchfall). Des Weiteren können auch Herzerkrankungen, Flüssigkeitsansammlungen im Körper, Morbus Addison, Endotoxine etc. zu einer Senkung des Blutdruckes führen.

Auch hier stellt das Blutdruckmessen einen sehr guten Indikator dar, anhand dessen die weitere Diagnostik und Therapie gezielt geplant und durchgeführt wird.

 

Fazit

 

Die Blutdruckmessung beim Tier stellt ein einfaches, schnelles und schmerzfreies Verfahren in der Tiermedizin dar.

Es ermöglicht eine Früherkennung von zu hohem oder zu niedrigem Blutdruck.

Durch eine schnelle Behandlung von Bluthochdruck und zu niedrigem Blutdruck können die in schweren Fällen dramatischen Folgen auf die Organe und den Kreislauf - mit teilweise irreversiblen Schäden bis hin zum Tod - abgewendet werden.

Eine diagnostische Aufarbeitung des Patienten mit verändertem Blutdruck erlaubt häufig eine frühe Diagnosestellung von Grunderkrankungen, deren Symptome teilweise erst zu einem deutlich späteren Zeitpunkt in Erscheinung getreten wären.

Wie eine regelmäßige klinische Untersuchung sollte auch die Blutdruckmessung als einfache und finanziell erschwingliche Maßnahme zum Routinecheck unserer älteren Patienten gehören.

Normale Blutdruckwerte schließen das Vorhandensein einer Erkrankung allerdings nicht aus. Hier können beispielsweise die Messung von Organwerten im Blut, eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes oder eine Röntgenaufnahme des Brustkorbes zum Einsatz kommen. So stellen wir sicher, Erkrankungen bei Ihrem Tier frühstmöglich zu diagnostizieren und bestmöglich zu therapieren.


Blutdruckmessen bei Katzen

Die Dopplermessung ist die genauste und effektivste Methode zum Blutdruckmessen bei Katzen.

 

Hier kommen Sie zum Video zur Doppler-Blutdruckmessung bei einer Katze:

 

https://www.youtube.com/watch?v=PgRtqV9mPKU&feature=youtu.be

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