Regelmäßig entwurmen - oder nicht?
Die ESCCAP (European Scientific Counsel Companion Animal Parasites) ist eine unabhängige, veterinärparasitologische Organisation. Deren Ziel ist es, Richtlinien zur Bekämpfung von Parasiten zu erarbeiten, die helfen, die Gesundheit von Hunden und Katzen zu erhalten.
Die ESCAAP empfiehlt: Je nach Alter, Haltungsform, Ernährung und Nutzung (z.B. Jagdhund) von Hund und Katze müssen Diagnostik, Therapie und Prävention individuell vorgenommen werden.
Es stellt sich immer wieder die Frage, ob nicht eine regelmäßige Kotuntersuchung sinnvoller ist, als eine regelmäßige Entwurmung.
Daher möchten wir beides nun einmal etwas genauer unter die Lupe nehmen.
Zuerst widmen wir uns der Diagnostik (Kotprobe):
Hundewelpen können bereits, noch bevor eine Diagnose mittels Kotuntersuchung überhaupt möglich ist,
im Mutterleib oder über die Muttermilch hochgradig mit Toxocara canis (Spulwurm) bzw. Hakenwürmern (A. caninum) infiziert werden. Diese können Blutarmut (Anämie), Abmagerung und blutige Durchfälle auslösen. Auch Lungenentzündungen und Hautveränderungen können auftreten. Für Welpen kann ein massiver Wurmbefall sogar tödlich enden.
Leider ist ein Wurmbefall in einer Kotprobe aber nicht garantiert nachweisbar.
Zum genaueren Verständnis sollten Sie daher folgendes wissen:
Die Sammelkotprobe wird im Labor aufbereitet und mikroskopisch untersucht.
Dabei sieht man unter dem Mikroskop keine Würmer, sondern ausschließlich Wurmeier.
Hierzu benötigt es fachkundiges Personal.
Trotz geschultem Auge kann eine Fehlidentifikation von Pollen und sonstigen Teilchen nicht ausgeschlossen werden.
Ebenso werden frühe Infektionen, sowie Infektionen mit ausschließlich männlichen oder weiblichen Würmern, nicht erkannt, weil dann (noch) keine Eier im Kot sind.
Da die Parasitenausscheidung intermittierend (mit Unterbrechung) ist, kann ein negativer Befund einen Parasitenbefall nicht 100 %ig ausschließen.
Präpatenz ist die Zeitdauer von der Aufnahme der infektiösen Parasiten-Stadien bis zum Auftreten von ersten Eiern oder Larven im Kot.
Als Patenz wird die Zeitspanne bezeichnet, in dem die Parasiten oder ihre Eier und Larven im Kot nachweisbar sind.
Präpatenz (also vorhanden, aber nicht nachweisbar):
Spulwurm: bis zu 56 Tage
Hakenwurm: 21 Tage
Fadenwurm: 9 Tage
Peitschenwurm: 63 Tage
Bandwürmer: bis zu 70 Tage
Nun malen wir uns mal den ungünstigsten Fall aus:
Sie bringen uns eine Sammelkotprobe von 3 Tagen. Die letzte Kotprobe ist ca.
3 Monate her und war negativ. 3 Monate sind ca. 90 Tage. Nehmen wir nun an, Ihr Hund hat sich 4 Wochen (30 Tage) nach der letzten Kotprobe mit Bandwurmeiern infiziert. Diese sind nun, bei der erneuten Kotprobe aber noch nicht festzustellen, da die Präpatenz ja unter Umständen 70 Tage dauert.
Das heißt, Sie gehen davon aus, dass Ihr Hund wurmfrei ist obwohl er bereits seit zwei Monaten mit Bandwürmern befallen ist. Bis zur nächsten Kotuntersuchung vergehen nun wieder etwa 90 Tage. Zusammengefasst (60 Tage + 90 Tage) haben die Bandwürmer also 150 Tage (5 Monate) Zeit, sich in Ihrem Hund oder Ihrer Katze zu entwickeln, Schaden anzurichten und natürlich auch, sich durch Ausscheidung auf andere Tiere zu übertragen.
Nun, wie steht es also mit der regelmäßigen (strategischen) Entwurmung?
Schützt die regelmäßige Entwurmung vor einer Infektion mit Würmern?
- Nein, die Entwurmung tötet nur die bereits im Körper des Tieres vorhandenen Würmer ab. Eine prophylaktische Wirkung gibt es leider nicht.
Was bringt die Wurmkur wenn der Hund gar keine Würmer hat?
- Tatsächlich nur die Gewissheit, dass er wirklich keine hat.
Ist denn soviel "Chemie" nicht gefährlich?
- Eine pauschale Antwort mit ja oder nein kann man hier nicht geben. Jedes Tier (genau wie jeder Mensch) reagiert unterschiedlich auf verschiedene Stoffe.
Fakt ist jedoch, dass die Anthelminthika (Entwurmungsmittel) in vielen Studien auf ihre Verträglichkeit getestet werden, bevor sie für den deutschen Markt zugelassen werden.
Ob dies bei Produkten aus dem Ausland auch so ist, kann man nicht sagen, da nicht überall die hohen Standards gelten wie in Deutschland.
Manche Rassetiere oder Mischlinge aus bestimmten Rassen, reagieren deutlich empfindlicher auf einige medizinische Wirkstoffe.
Auch kann es trotz aller Sorgfalt und Individualität zu Nebenwirkungen kommen, welche aber glücklicherweise in den meisten Fällen gering und nur von kurzer Dauer sind.
In sehr seltenen Fällen kann es aber auch zu neurologischen Symptomen kommen.
FAZIT
Wir stellen also fest, dass es zum Thema Entwurmung viele (berechtigte) Meinungen gibt und man nicht pauschal die Optimallösung bieten kann.
Wir hoffen aber, dass Sie nun einen etwas detaillierteren Einblick in die Materie bekommen haben.
Bitte sprechen Sie uns gerne an, um die passende Möglichkeit für Ihr Tier zu finden.
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